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Denkmal — Ehrenmal — Mahnmal – Gedenkstätte?

29. April 2023

Published On: 29. April, 2023

Was auf den ers­ten Blick in der Anwen­dung der Begrif­fe so ein­fach zu sein scheint, ist bei nähe­rer Betrach­tung viel kom­ple­xer und nach­den­kens­wert.

Ist die bron­ze­ne Rei­ter­sta­tue des Kai­sers Wil­helm I. vor dem Alto­na­er Rat­haus von Gus­tav Eber­lein ein Ehren­mal? Ein Denk­mal? Oder doch eher ein Mahn­mal, wenn man den “Schwar­zen Block” des Kon­zept­künst­lers Sol LeWitt kei­ne 50 Meter ent­fernt — und mit­ten in der Sicht­ach­se — in Bezie­hung setzt?

Das Geschichts­pro­fil Q1d fuhr am 24. März im Rah­men des Pro­fil­se­mi­nars kreuz und quer mit sei­nen For­schungs­fra­gen durch Ham­burg. An ins­ge­samt elf Sta­tio­nen erfuh­ren wir unter ande­rem, wie einst glo­ri­fi­zier­te Kriegs­sie­ger durch Engel gekrönt und heu­te noch als his­to­ri­sches Doku­ment und als Schmuck auf die Als­ter bli­cken. Wir ver­gli­chen am Ste­phans­platz Nazi-Ästhe­­tik mit dem Gegen­denk­mal von Alfred Hrdli­cka. Und wir fuh­ren sogar bis nach Ham­­burg-Har­­burg, um nach­zu­voll­zie­hen, wie ein befremd­lich über-dimen­­sio­na­­les Sol­da­ten­denk­mal durch ein klei­nes Kind in Fra­ge gestellt wird.

Eines der High­lights unse­res Aus­flu­ges war das “Monu­ment Against Fascism” von Esther Shalev und Jochen Gerz. Dabei han­delt es sich um eine Säu­le, in der sich alle Pas­san­ten zwi­schen 1986 und 1993 ver­ewi­gen konn­ten. Nach und nach wur­de die Säu­le in den Boden ein­ge­las­sen, bis sie kom­plett im Boden ver­schwun­den ist. Heu­te kann nur noch ein klei­ner Teil durch eine Git­ter­tür betrach­tet wer­den. Die­ses Monu­ment ist so inter­es­sant, weil die Gesell­schaft es selbst gestal­tet hat. Als Ergeb­nis zum Denk­mal gegen Faschis­mus lässt sich fest­stel­len: Namen wur­den über­schrie­ben und es wur­den unter ande­rem Haken­kreu­ze ein­ge­ritzt sowie Sti­cker auf­ge­klebt. Das Mahn­mal for­dert noch heu­te dazu auf, sich eige­ne Gedan­ken zu machen und Stel­lung zu bezie­hen. „Denn die Orte der Erin­ne­rung sind Men­schen, nicht Denk­mä­ler.“ (Jochen Gerz)

Geschrie­ben von der Q1d,

Frau Wulck und Frau Poloc­zek