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Denkmal – Ehrenmal – Mahnmal – Gedenkstätte?

Denkmal – Ehrenmal – Mahnmal – Gedenkstätte?

8. Mai 2023

Was auf den ersten Blick in der Anwendung der Begriffe so einfach zu sein scheint, ist bei näherer Betrachtung viel komplexer und nachdenkenswert.

Ist die bronzene Reiterstatue des Kaisers Wilhelm I. vor dem Altonaer Rathaus von Gustav Eberlein ein Ehrenmal? Ein Denkmal? Oder doch eher ein Mahnmal, wenn man den “Schwarzen Block” des Konzeptkünstlers Sol LeWitt keine 50 Meter entfernt – und mitten in der Sichtachse – in Beziehung setzt?

Das Geschichtsprofil Q1d fuhr am 24. März im Rahmen des Profilseminars kreuz und quer mit seinen Forschungsfragen durch Hamburg. An insgesamt elf Stationen erfuhren wir unter anderem, wie einst glorifizierte Kriegssieger durch Engel gekrönt und heute noch als historisches Dokument und als Schmuck auf die Alster blicken. Wir verglichen am Stephansplatz Nazi-Ästhetik mit dem Gegendenkmal von Alfred Hrdlicka. Und wir fuhren sogar bis nach Hamburg-Harburg, um nachzuvollziehen, wie ein befremdlich über-dimensionales Soldatendenkmal durch ein kleines Kind in Frage gestellt wird.

Eines der Highlights unseres Ausfluges war das “Monument Against Fascism” von Esther Shalev und Jochen Gerz. Dabei handelt es sich um eine Säule, in der sich alle Passanten zwischen 1986 und 1993 verewigen konnten. Nach und nach wurde die Säule in den Boden eingelassen, bis sie komplett im Boden verschwunden ist. Heute kann nur noch ein kleiner Teil durch eine Gittertür betrachtet werden. Dieses Monument ist so interessant, weil die Gesellschaft es selbst gestaltet hat. Als Ergebnis zum Denkmal gegen Faschismus lässt sich feststellen: Namen wurden überschrieben und es wurden unter anderem Hakenkreuze eingeritzt sowie Sticker aufgeklebt. Das Mahnmal fordert noch heute dazu auf, sich eigene Gedanken zu machen und Stellung zu beziehen. „Denn die Orte der Erinnerung sind Menschen, nicht Denkmäler.“ (Jochen Gerz)

Geschrieben von der Q1d,

Frau Wulck und Frau Poloczek