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Reise nach Kippenheim

Reise nach Kippenheim

18. Juli 2024

2. Juli 2024, 7.15 Uhr – Zwei Schülerinnen begeben sich, begleitet von zwei Lehrkräften, auf eine lange Reise nach Süddeutschland.

Ihre Mission: die sechs äußerst kreativ gestalteten Schuhkartons, welche die Lebensgeschichte des 94-jährigen Zeitzeugen Kurt Salomon Maier erzählen, in seinen Heimatort Kippenheim in Baden zu bringen.

Maier wurde 1940 als 10-Jähriger aufgrund seines jüdischen Glaubens mit seiner Familie in das französische Lager Gurs deportiert, konnte aber dem NS-Regime entfliehen und in die USA emigrieren. Anfang des Schuljahres hat er uns in der Bismarckschule besucht und von seinem Leben erzählt. Als Vorbereitung und Dank an Herrn Maier wurden die Erinnerungsboxen von der 10f erstellt.

Die Zugfahrt zeigt uns, was man alles mit der Deutschen Bahn erleben kann. Von Gleiswechseln und ungeplanten Stopps auf der Strecke bis zu einem Polizeieinsatz sind alle Klassiker der DB vertreten. Ansonsten verläuft die Fahrt jedoch sehr entspannt.

Schließlich werden wir vom redebegeisterten Bernd Rottenecker, Schriftführer des Vereins der ehemaligen Synagoge Kippenheim, in Empfang genommen. Er gibt uns eine kleine Privatführung durch Kippenheim, zeigt uns die Synagoge und den jüdischen Friedhof, wobei wir einen Einblick in die jüdischen Traditionen und die jüdische Geschichte des Ortes bekommen.

Am Abend beziehen wir unsere Zimmer im plüschig alten Gästehaus und treffen uns mit Herrn Rottenecker und dem Vorsitzenden des Vereins, Jürgen Stude, zum Essen im dorfeigenen Italiener.

Dort stoßen wir auch auf eine süddeutsche Eigenheit: Das „netterer“ (netteroah ausgesprochen), das ursprünglich aus einem Werbespruch stammt und „sympathisch“ bedeutet.

Nach einer Nacht auf sehr weichen Matratzen neben einer sehr lauten Straße präsentieren wir in der Synagoge die Erinnerungsboxen vor einer Klasse der Grundschule aus dem Ort (auf diese Schule ist damals auch Herr Maier gegangen, bis ihm von den Nazis der Schulbesuch hier untersagt wurde). Die 10-jährigen Kinder lauschen dem Vortrag sehr aufmerksam und stellen mit großem Interesse einige Fragen.

Die Erinnerungsboxen gehören jetzt dem Verein der Ehemaligen Synagoge Kippenheim und erzählen nun als Teil der Ausstellung die erlebnisreiche Geschichte von Herrn Maier. Sein Schicksal zeigt, wie wichtig das Gedenken an die ehemalige jüdische Gemeinde ist.

Ohne die Boxen im Gepäck geht es wieder zurück zum Bahnhof und nach langer Rückreise mit weiterer Verspätung kommen wir zu Hause an.

Danke, liebe Vereinigung der Ehemaligen, Freunde und Förderer der Bismarckschule e.V., für die Finanzierung dieser besonderen Reise und für die wertvollen Begegnungen, welche Sie ermöglicht haben.

Und danke an Herrn Rottenecker und Herrn Stude – Sie sind echt netterer.

Marietta Gienow und Ylvie Bielefeld (10f)
sowie die begleitenden Lehrerinnen Tanja Dannenberg und Katharina Jessen-Klingenberg